
Die Saison 24/25 ist vorbei
Mit dem dritten Spiel in der Viertelfinal-Serie gegen Ulm endete die Saison 24/25.
Zu Beginn der Serie hofften viele noch auf ein Wunder. Aber letztendlich spielte der Zweite gegen den Siebten. Ulm zeigte souverän, warum sie auf Platz 2 stehen. Sie packten in der Serie leider den Besen aus, ALBA hatte hingegen wenig Ideen. Die Serie war ein Sinnbild für die gesamte Saison. Phasenweise zeigte ALBA gute Ansätze, war aber schlussendlich sehr wenig konstant. Manchmal war Kampfgeist zu erkennen, manchmal wurden wir überrannt. Letztendlich sollten wir froh sein, dass die Saison nun beendet ist und wahrscheinlich als die schlechteste ALBA-Saison aller Zeiten in die Geschichtsbücher eingehen wird.
Playoffs ohne ALBA – unvorstellbar
Erst am letzten Spieltag wurde entschieden, wer in die Playoffs einzieht und wer nicht. So eng war die Tabelle schon lange nicht mehr. Wir schlossen die Hauptrunde als 7ter ab und spielten somit Play-Ins gegen den MBC. In einer sehr leeren aber stimmungsvollen Halle entschieden wir das Spiel erst in den letzten Sekunden für uns.
Wir sind seit nunmehr 35 Jahren hintereinander in den Playoffs. Trotz dieser vergurgten Saison eine Zeitspanne, auf die wir stolz sein können.
Was für ein miserabler Saisonstart
Im Vergleich zum letzten Jahr starteten wir mit einem nahezu identischen Kader in die neue Saison. Konstanz und eine klare Rollenverteilung hätten ja durchaus von Vorteil sein können. Die Jungs spielten jedoch zu Saisonbeginn wie ein komplett neu (und auch schlecht) zusammengestelltes Team. Sie spielten phasenweise völlig ziel- und planlos. Die schwierige Saisonvorbereitung und die vielen Verletzten wurden unter anderem als Gründe für die schwachen Leistungen angeführt. Zudem wollte ein Big Man weg und später musste ein Big Man gehen. Sehr viel Unruhe auf und neben dem Platz. Intern scherzten wir, dass in diesem Jahr zum Glück nur ein Team absteigt. Da Göttingen von Anfang an die rote Laterne hochhielt, war der Abstieg aber kein großes Thema. Oder doch? Wir haben fast jedes Spiel darauf gewartet, dass der Knoten endlich platzt – leider vergebens. Das Team zeigte desolate Leistungen in BBL und Euroleague.
Neuer Coach? Alles besser?
Der Verein hielt relativ lang an González fest. Viele Leute im ALBA-Umfeld forderten einen Trainerwechsel, einen neuen Impuls von außen. Spätestens nach der Verpflichtung von Calles als Assistent Coach war klar, es wird Veränderungen beim Staff geben – früher oder später. Dann kam irgendwann doch der erwartbare Trainerwechsel. In den ersten Spielen unter dem neuen Coach zeigte das Team ein komplett anderes Gesicht. Eine regelrechte Aufbruchstimmung stellte sich ein. Playoffs und gar das BBL Finale wurde in den Mund genommen. Schnell gingen jedoch wieder viele der nachfolgenden Spiele sang- und klanglos verloren. Wie sagt man so schön: Der Trainer-Effekt verpuffte und erstmals in der Saison rückte starke Kritik an den Spielern in den Vordergrund. Fast alle Spieler waren wieder gesund und wir verloren trotzdem. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Ausreden mehr. Wir erkannten erstmals, dass die Zusammenstellung der Mannschaft ein Grund für Niederlagen war.
Nach Beendigung der Euroleague spielte die Mannschaft viel befreiter, intensiver und aggressiver, was dazu führte, dass wir alle unsere letzten Spiele in der BBL souverän gewannen.
Und in Europa: Auf in die Championsleague
Das Abschneiden in der Euroleague war absolut erwartbar. Einer der letzten Plätze war auch vor der Saison realistisch. Mit dem Abstand geringsten Spieleretat kann man in einer Liga, in der die anderen Vereine sehr viel Geld ausgeben und jährlich Millionenverluste machen, einfach nicht mithalten. Da bringt es ALBA auch nicht viel, wenn wir die einzigen in der Euroleague sind, die ohne größere Verluste da rausgehen.
Die Euroleague legte einigen Clubs ein Angebot vor: 5 Mio. Euro Teilnahmegebühr für 3 Jahre ohne finanzielle Partizipation. Ist das wirklich ein faires Angebot? Nein! Vielmehr Ausbeutung. Im Vereinsumfeld wurde die Euroleague immer vorgeschoben, wenn es um die Verpflichtung junger Talente ging. Unsere beiden italienischen Talente saßen zum Ende der Saison aber meistens im Zuschauerbereich. Wahrscheinlich zurecht. Für den Spielfluss und den Teamerfolg war es zumindest nicht hinderlich.
Sportlich gesehen macht für uns die Euroleague aktuell keinen Sinn. Albas Finanzmodell ist einfach ein anderes im Vergleich zu den großen europäischen Fischen. Aktuell werden wir nur gefressen und wären in einem anderen Gewässer ggf. besser aufgehoben. So auch geschehen.
Am 07.05. verkündete ALBA, dass wir in der kommenden Spielzeit 25/26 in der Championsleague antreten werden, nach Euroleague und Eurocup der dritte europäische Wettbewerb. Für viele von uns ist dies eine gute und richtige Entscheidung, ein vermeintlich „gesunder“ Wettbewerb, bei dem wir nicht die finanziellen Verluste anderer Clubs ausgleichen müssen. Weniger Spiele sind für uns auch mal eine Genugtuung. Es kam in den vergangenen Jahren häufiger vor, dass wir 3 Heimspiele pro Woche hatten. Dazu kam noch das ein oder andere Frauenspiel. Das zehrte auch bei uns an den Kräften sowie der eigenen Motivation. Wir sind alle sehr gespannt, wo und wie die Reise in Europa weitergeht.
Und bei uns?
In der Saison 23/24 bekamen wir in der Euroleague wöchentlich etwas auf den Deckel. Damals konnten wir aber zumindest in der BBL überzeugen und uns Erfolgserlebnisse holen. In der Spielzeit 24/25 waren wir in beiden Wettbewerben historisch schlecht, der Pokal eingeschlossen. Das wirkte sich natürlich auch auf unser Tun und unsere Motivation aus. Wenn das Team kämpfte, es aber nicht besser konnte, dann supporteten wir weiter. Aber auch bei uns war irgendwann die Luft raus. Negativer Höhepunkt war sicherlich das Spiel gegen Bologna, den Vorletzten in der Euroleague. Bei diesem hoffnungsvollen Spiel lagen wir zeitweise mit 50 Punkten Differenz zurück. Wir standen erstmals am Scheideweg: Weitermachen, aufhören oder die Halle verlassen. So wie sich das Team verkaufte, konnte es einfach nicht weitergehen. Die Unterstützung wurde in den nachfolgenden Spielen zumindest teilweise honoriert. Das Team kämpfte und gewann einige Spiele.
Auch wir müssen selbstkritisch in uns gehen und sagen, dass wir in dieser Spielzeit in Bezug auf Choreos und Aktionen sehr unkreativ waren. Es gab diverse Ideen und Diskussionen, die letzte Motivation zur Umsetzung fehlte uns aber immer wieder.
Die sportliche Situation sorgte zudem bei uns für Lethargie. Das muss in der kommenden Saison wieder besser werden.
Wir sind weiterhin der festen Überzeugung, dass der Fanblock grundlegend umstrukturiert werden muss, damit der Support verbessert werden kann. Wir haben Konzepte und Vorschläge beim Verein eingereicht. Veränderungen erfordern Offenheit und Mut. Wir hoffen hier auf konstruktive Gespräche und sehr zeitnahe Veränderungen.
Wie geht es zukünftig weiter?
Wir müssen in Berlin einen Paradigmenwechsel einleiten, nicht nur im Fanblock sondern auch im Umfeld der Mannschaft. Alle Teams in der BBL holen auf. Wir haben mit gewissem Abstand noch den zweithöchsten Etat in der Liga. Das bringt uns aber nicht immer einen Wettbewerbsvorteil. Wenn wir nicht in jedem BBL Spiel 100% geben, dann verlieren wir auch gegen Abstiegskandidaten. Ebenfalls wirkte die immer wieder vorgeschobene Doppelbelastung bei der Kadergröße von ALBA als Ausrede. Die Ausrede haben wir in der kommenden Spielzeit nicht mehr, da deutlich weniger Spiele in der Championsleague gespielt werden.
Es gibt mindestens vier Stellschrauben, die zur kommenden Saison bewegt werden können, damit wir wieder in die Erfolgsspur zurückfinden:
- Geld: Das Ziel sollte es sein, den Etat zu halten. Ob dies trotz eines schlechteren europäischen Wettbewerbs möglich sein kann, ist aktuell mehr als fraglich. Kurz- oder langfristig sollte eine Etaterhöhung aber angestrebt werden, damit wir auch europäisch wieder wettbewerbsfähig sind. Der Name ALBA zieht nicht mehr so wie früher. Spieler kommen nur zu uns, wenn wir ihnen das meiste Geld (oder manchmal auch die besten Entwicklungschancen) bieten.
- Coaching: Ein sehr guter Coach kann auch mit wenig Etat viel bewegen (Fallbeispiel: T. Iisalo). Mit einem guten Spielstil, könnten zudem etwaige Schwächen kompensiert werden. Gerüchten zufolge ist es sogar noch unsicher, wer in der kommenden Saison an der Seitenlinie steht.
- Scouting: Wir haben mit Ojeda eigentlich einen kompetenten Mann an der Seite. Die vielversprechenden, europäischen Talente landen aber nicht bei ALBA. Auch deutsche Talente oder gar Nationalspieler unterschreiben nicht mehr automatisch bei ALBA, nur weil wir ALBA sind. Gab es in der Vergangenheit eigentlich eine Zeit, in der kein aktueller A-Nationalspieler bei uns gespielt hat, so wie jetzt? Was sind die Gründe hierfür? Wenn Ojeda mal wieder jemanden aus dem Hut zaubert, der überzeugt, dann ist einiges möglich.
- Nachwuchs: Tusli/ALBA galt in der 90ern als Talentschmiede. Auch in den vergangenen Jahren hat sich ALBA als gute Station für junge, deutsche Spieler (und auch ausländische Top-Talente) erwiesen. Die Eigengewächse Schneider, Delow und Mattisseck sollten, wenn möglich, gehalten werden. Aber auch hier sind Leistungssteigerungen in der Entwicklung notwendig. Durch die NIL Regelungen können College-Spieler nun aktiv Geld verdienen. Diese Entwicklung wird ALBAs Nachwuchsprogramm komplett verändern. Wir bilden junge Basketballtalente aus und haben überhaupt nichts davon, weil sie sofort weggehen werden, noch bevor sie im Profikader richtig angekommen sind. Ist unser auch in Europa gelobtes Nachwuchsprogramm überhaupt noch wettbewerbsfähig? Auch hier muss aus unserer Sicht ein neues Konzept her.
Fallen Euch noch weitere Stellschrauben ein? Lasst es uns und am besten auch ALBA wissen.
Wir werden sehen, was die Sommerpause bringt.
In der Spielzeit 25/26 heißt es wieder:
Alles für die Muddastadt.
Quellen: