Erst kürzlich wurde ich beim sensationellen Auswärtssieg in Mailand daran erinnert, dass Albas vielleicht größter sportliche Erfolg, der Gewinn des Korac Cups 1994/95, gegen eben jenes Mailand erzielt wurde. Denkt man dort manchmal noch an diese Niederlage zurück? Umgekehrt gibt es  für mich nämlich zwei internationale Niederlagen der Albatrosse, die immer noch schmerzen. Beide gab es gegen das Team aus Valencia. Und bei jedem erneuten Aufeinandertreffen der beiden Teams sind diese Erinnerungen an die zwei europäischen Finals, die  Alba gegen die Spanier verlor, wieder im Kopf. Das erste in der Saison 2009/10 hat auf Grund der Alba-Fans, die dem kompletten Stillstand des europäischen Flugverkehrs trotzten und mit dem Bus nach Spanien reisten, auch unabhängig vom Ergebnis unbestritten Legenden-Status. Das letzte in der Saison 2018/19, im zweiten Aito-Jahr, stand noch relativ am Anfang der spanischen Transformation, deren Früchte des Erfolgs wir gerade ernten.

Bei Spiel 1 der Finalserie 2018/19 war ich vor Ort in Valencia dabei und dieser Trip half mir rückblickend besser zu verstehen, welche Vision Himar Ojeda für Alba Berlin verfolgt. Nur einige Beispiele: Spieler und Spielerinnen wurden in Valencia wie selbstverständlich überall gemeinsam gezeigt. Es gab keine Cheerleader und kein Dance Team. Es herrschte über Jahre hinweg eine große Kontinuität im Kader (Luke Sikma spielt seit inzwischen sechs Saisons für Alba und es gibt immer noch Spieler in Valencias Kader, mit denen er während seiner Zeit dort zusammen gespielt hat!). Kommt einem als Alba-Fan aktuell bekannt vor, oder? Ob wir es wussten oder nicht, wir waren auf dem Weg, den Valencia bereits gegangen ist. Nach zwei bitteren Final-Niederlagen im Eurocup gegen das Team gibt es wohl schlechtere Vorbilder. Zieht man eine Zwischenbilanz der letzten Jahre, erscheint es ein wenig so, als hätten wir den Spaniern inzwischen sogar den Rang abgelaufen. Seit dem Eurocup-Finale war Alba ununterbrochen in der Euroleague dabei, während Valencia zwischenzeitlich wieder eine Klasse tiefer antreten musst.

Nun traf Alba Berlin in der Euroleague erneut auf Valencia und es war eigentlich an der Zeit den Spieß umzudrehen und selbstbewusst nach Spanien zu reisen. Etwa anderthalb Dutzend Alba-Fans sahen das wohl genauso wie ich. Aber dann konnte das Team den Höhenflug der ersten Saisonspiele leider nicht fortsetzen. Es war relativ schnell klar, dass man mit nur einem Point Guard im Aufgebot und zu vielen Turnovern gegen die zuverlässigen Distanzschützen aus Valencia nicht gewinnen kann. Die Tatsache, mehr Spielzüge in den Euroleague Top 10 des Spieltags zu haben, spendet da nur leichten Trost. Abhaken, weiter machen. Das Rückspiel in Berlin mit einem hoffentlich wieder kompletten Berliner Aufgebot wird eine ganz andere Angelegenheit.

Und bei allen Lobeshymnen auf die Organisation Valencias dürfen wir Alba-Fans am Ende dieses ernüchternden Basketball-Abends doch beruhigt sein, denn die Blaskapelle werden wir uns garantiert nie zum Vorbild nehmen.