Vor kurzem erreichte Basketball-Deutschland die Nachricht, dass der FC Schalke 04 ernsthafte Überlegungen anstellt, finanzkräftig in die eigene Basketballabteilung zu investieren. Das „Projekt“ FC Bayern ist also noch nicht genug der Entfremdung? Fehlt nur noch, dass Red Bull demnächst verkündet ein Basketball-Mekka in Ottendorf-Okrilla aufbauen zu wollen. Umso schöner ist es doch, wenn sich zwei traditionsreiche, deutsche Basketballstandorte in der zweiten Liga messen. So geschehen am 15.03.2015 in der Partie Würzburg gegen Leverkusen. Die im letzten Jahr abgestiegenen Würzburger belegen derzeitig die Poleposition in der zweiten Liga und klingeln gerade Sturm an der Tür zum Oberhaus. Dem älteren Basketballfan wird Leverkusen noch als Abonnement-Meister zu Beginn der 90er ein Begriff sein. Erst Alba Berlin löste bekanntlich Leverkusen Mitte der 90er Jahre ab und startete, wie wir alle wissen, ebenfalls eine Meisterschaftsserie, die erst in der Saison 2003-2004 ein Ende fand.
Zum Spiel: Auf welches Team würdet ihr wetten, wenn der Erste gegen den Vorletzten spielt? Richtig! Würzburg, als klarer Favorit, empfing an einem Sonntagabend die Leverkusener in eigener Halle. Nach der schwungvollen Einlauf-Performance der Gastgeber, die ein wenig an Dirty-Dancing zu Techno-Rhythmen erinnerte, war eins in jedem Fall gewiss: Auch in Würzburg ist das „Brose-Imperium“ allgegenwärtig in Form von Trikot- und Hallenwerbung. Viele bekannte Gesichter tummelten sich auf Würzburger Seite. Exemplarisch sei hier Sebastian Betz genannt, den viele noch aus Ulmer Zeiten kennen und der, charakterstark, mit Würzburg in die zweite Liga abgestiegen ist. Der Center der Würzburger, Darren Fenn, sollte ebenfalls aus Bamberger und Artländer Zeiten bekannt sein. Würzburg spielte während der ersten beiden Viertel teamorientierten Basketball, führte zur Halbzeit aber nur knapp mit 3 Punkten. Optisches Highlight während des gesamten Spiels war der Leverkusener Trainer Achim Kuczmann. Wem der Name Achim Kuczmann jetzt nichts sagt, dem sollte zumindest schon einmal sein markanter Schnurrbart über den Weg gelaufen sein. Achim „Kingpin“ Kuczmann erinnerte mit seinen weißen Sneakers und seiner College-Jacke am Spielfeldrand eher an einen Bowling-Trainer, der seine Spieler lässig von der Seitenlinie anfeuerte. Auch in die Schlüsselszene des Spiels war Achim „Kingpin“ Kuczmann involviert – obwohl… eigentlich nicht. Bei drei Minuten verbleibender Spielzeit im vierten Viertel und knapper Führung für Würzburg beschwerte sich Leverkusens Co-Trainer in entspannter Sitzhaltung über einen Schiedsrichterpfiff. Konsequenz: Technisches Foul. Ein kurzes, unaufgeregtes Kommentar sowie ein Abwinken später: Zweites technisches Foul. Das nach Aufmerksamkeit lechzende Schiedsrichtergespann war dafür verantwortlich, dass Darren Fenn gefühlte 10 Minuten an der Freiwurflinie stand und sich keine Blöße gab. Jetzt wird’s spannend: Achim „Kingpin“ Kuczmann, der nichts mit den vorangegangenen Pfiffen zu tun hatte, musste aufgrund der zwei strittigen, technischen Fouls seines Co-Trainers in der entscheidenden Phase die Halle verlassen. „Kingpin“ Kuczmann wusste nicht so recht was los war und zweifelte wahrscheinlich in diesen Sekunden an den Regularien der Liga sowie an der Qualität deutscher Schiedsrichter. Eine sehr bescheidene Schiedsrichterleistung zum Ende des Spiels, zumal Würzburg auch ohne den Eingriff der Schiedsrichter das Spiel am Ende wohl mit 10 Punkten Differenz gewonnen hätte. Somit endete das Spiel nach 40 Minuten mit 83:69.
Das Fazit: Maximal drei Trommeln und der motivierte Einsatz der Stimmbänder durch die bekannten Fangruppen sorgten für eine gute Atmosphäre in der Halle. Bei allem Lob für die Stimmung, muss allerdings angemerkt werden, dass die Stimmungsmache in einer mittelgroßen Schulturnhalle auch ohne Probleme möglich sein sollte (2936 Zuschauer). Wenn sich Würzburg in den anstehenden Playoffs nicht aalglatt anstellt, werden wir sie mit großer Sicherheit in der nächsten Saison wieder in Berlin sehen, getreu nach dem Marketing-Leitspruch der Franken „Wue Come Back“.
PS: Wahrscheinlich wirft „Kingpin“ Kuczmann genau in diesen Sekunden einen „Strike“ nach dem anderen und hat im Würzburger Bowlingcenter nahe der Autobahn schon sämtliche Rekorde gebrochen. Sollte Leverkusen absteigen, müsste die zweite Liga den Verlust eines charismatischen Trainer verkraften.