Wer denkt im Osten ist nichts los, der irrt. In den neuen Bundesländern tummelt sich viel basketballerisches Potential. Vereine wie die Uni Riesen Leipzig, Dresden Titans (beide ProB Süd) bzw. Chemnitz 99ers, „Biermarke“ Gotha, Baskets Magdeburg (ProA) haben berechtigte Ambitionen eine Spielklasse höher aufzulaufen. Die Basketballer von Science City Jena werden dabei unberechtigterweise häufig übersehen. Dabei war Jena im Jahr 2007 erstklassig und damals mit Spielern wie Ali Seggelke und Ajmal Basit schon einmal in der Max-Schmeling Halle zu Gast. Science City Jena belegt derzeitig den dritten Platz in der ProA und hat demnach sportlich gesehen, dass größte Aufstiegspotential aller Ostvereine. Höchste Zeit, dass man sich den Standort an der Saale genauer anschaut. So geschehen am 02.03.14 beim Spiel Jena gegen Ehingen Urspringschule.

Zum Spiel: Der Fünfte zu Gast beim Dritten. Etwa 2200 Zuschauer sahen das Spiel in der neu bezogenen Sparkassen-Arena. Jena verlor das Spiel am Ende, aufgrund schlechter Entscheidungen in der Schlussphase mit 3 Punkten Differenz. Das soll es auch schon zum Spielgeschehen gewesen sein. Die zwischenmenschlichen Geschichten sind doch viel interessanter. Der, für Albafans bekannteste Spieler Jenas, trägt die Rückennummer 51 und hört auf den Namen Schaffartzik. Nein, nicht was ihr denkt… Heiko spielt immer noch bei den Fußballern in Süddeutschland. Sein Bruder Kevin Schaffartzik, der früher Leistungsträger bei TUSLI war (für die jüngeren unter Euch: TUSLI – das ehemalige Farmteam von Alba), ist nun in der Science City gelandet. Auf der anderen Seite lief ein gewisses Talent mit dem Namen „Ney“ für Ehingen auf. Auch Joey Ney sollte den meisten ein Begriff sein. Interessant zu beobachten bei Ney war, dass er auffällig unauffällig im Spiel gegen Jena blieb. Dennoch hat er anscheinend einen guten Stand im Team und genießt Respekt von seinen Mitspielern und dem Trainer. Ansonsten kann ich mir nicht erklären, warum er mitten in einer Auszeit das Taktikbrett des Trainers nimmt und einen Spielzug verbessert (das sollte unserem Bundestrainer Frank Menz doch auch bekannt vorkommen, oder? #Heiko). Sehenswert war auch Neys abwertende Geste gegenüber einem pöbelnden Heimfan. Also Selbstvertrauen wird dem Jungen in Ehingen auf jeden Fall eingetrichtert. Entwickelt sich da etwa ein zweiter Sven Schulze?

Die Fankultur: Einige von Euch sollten schon einmal von den Sprungball Ultras Jena (SUJ) gehört haben. Wir von Block 212 haben in unserer Blockschrift (#7) vom 25.01.14 ein sehr ausführliches Interview der SUJ abgedruckt. Anlass dafür sich noch einmal persönlich zu bedanken und einen Einblick in die Fanszene von Jena zu nehmen. Die SUJ geben stimmungstechnisch den Ton in der Halle an und versuchen das teilweise schwer zu begeisternde Publikum mitzureißen. Es muss erst einmal gesagt werden, dass wir in Berlin mit unserem Hallensprecher Tom Böttcher einen guten Mann im „Kader“ haben. Der Jenaer Hallensprecher versuchte die Eventfans zu animieren, erinnerte dabei aber eher an seine Kollegen aus Bamberg, Würzburg oder vom Hamburger Fischmarkt. Auch die SUJ finden die Herangehensweise des eigenen Hallensprechers (nennen wir es mal) „suboptimal“. Genau 37 Spielminuten brauchte es, damit sich alle konstant von ihrem Sitzen erhoben. Eine Szene war sinnbildlich für die Einstellung einzelner Fans. Ich, in gelb gekleidet und augenscheinlich kein Jenaer Fan, versuchte dennoch weite Strecken des Spiels den Fanblock zu unterstützen. Hierbei wurde ich von einigen Fans hinter mir mehrmals angesprochen und gebeten mich doch bitte hinzusetzen, da sie sonst nichts sehen würden. Wenn ein auswärtiger Fan ein fremdes Team besser unterstützen möchte, als manch einheimischer Jenaer Fan, dann läuft bei einigen Zuschauern stimmungstechnisch noch einiges schief. Bei der Begeisterung und Animierung der gesamten Halle wünsche ich den Spungball Ultras in Jena in Zukunft viel Erfolg. Das Animieren von Eventpublikum ist auch in Berlin ein Thema, dass wir zukünftig bei Block 212 weiter verbessern müssen. Ein „Hinsitzen bitte, ick seh nüscht“ sollte einem „Ja Danke, jetzt kann ich auch aufstehen, ohne mich zu schämen“ weichen.

Das Fazit: Rückblickend ist zusagen, dass die SUJ in der Halle gut organisiert, optisch durch Fahnen und Banner präsent und mit geschätzten 20 aktiven Supportern auch gut aufgestellt sind. Ein eigener kleiner Bereich in der Halle, an dem Buttons und Aufkleber erworben werden können und die sehr professionell gestaltete Internetseite rundet das Profil der Jenaer Basketballszene ab. Mit einem kurzen Austausch und interessanten Gesprächen endete der sehenswerte Spieltag in Jena. Die Jenaer Basketballer werden wir aller Voraussicht nach im nächsten Jahr noch nicht in Berlin begrüßen dürfen. O-Ton einiger Fans und anscheinend auch des Trainers Björn Harmsen ist, dass der Aufstieg in die erste Liga jetzt noch zu früh käme. Jena solle sich in den nächsten Jahren ein nachhaltiges Umfeld aufbauen, um dann kontinuierlich das Ziel Aufstieg anzugehen. Dabei wünsche ich maximale Erfolge, so dass für uns von Block 212 in Zukunft nicht nur Spiele in Weißenfels als „Derby“ bezeichnet werden können.